Rosdorf. Gesiebte Luft ist stickig. Meine Zelle geht nach Süden,
und die Sonne hat den Raum gehörig aufgeheizt. Es ist Sonntag,
16.45 Uhr. Vor zwei Stunden habe ich meine Haft angetreten…
nein, Spaß bei Seite, wir waren zwar drin, aber nur zu besuch
;-)
Nachdem wir unseren fahrbaren Untersatz auf dem Parkplatz des
Kaufparks zwischen geparkt hatten ging’s stressfrei mit dem
Shuttleservice zur Haltestelle JVA. Auf der Busfahrt konnte man
schon unzählige am Straßenrand und in der Feldflur parkende
Autos sehen. Nach einem kurzen Fußmarsch von der Haltestelle
konnten wir dann das Ausmaß des Ansturms auch in seiner ganzen
Pracht bewundern und haben uns wohl oder übel erst mal in die
wartende Menschenschlange eingereiht. Und da haben wir dann so
gestanden, und gewartet, und weiter gewartet, und haben halt so
Dinge gemacht, die man halt so macht wenn man wartet…
Nach einer unendlich langen Zeit die wir in der glühenden Sonne
verbracht
hatten glaubten wir schon unsere Augen würden uns einen Streich
spielen. Aber nein, es war tatsächlich der Kalle der uns noch
über den Weg lief. Nach einer herzlichen Begrüßung mussten wir
allerdings
erst einmal weiter durchs Gedränge. Die großen Rolltore gaben
nämlich die Pforten frei und die Menschenmasse bewegte sich nach
vorn. Und wir waren dazwischen. Nachdem
wir es auch geschafft hatten und durch das Tor gequetscht wurden
lockerte sich die Masse wieder etwas auf und es ging munter
weiter durch die geöffneten
Flure und Außenanlagen. Zunächst
durften wir uns
die Unterkunftsstation anschauen. Es ging in
einen
Zellenblock, in dem wir uns in
den
kleinen
Hafträumen umsehen konnten. Die Räume sind
wirklich
sehr
klein... also überleg
es dir gut ob du
wirklich länger dort wohnen
willst, aber auf
der
anderen Seite gibt’s halt immer ne warme
Mahlzeit und
Zimmerservice hat ja schließlich auch nicht jeder ;-)
Neben diesen konnten noch einige andere Räume
angeschaut werden.
Dies waren zum Beispiel ein
Gemeinschaftsraum, ein Waschraum,
ein
Gruppenduschraum und der „kleine“ Einkaufsladen.
Der
Kirchenraum stand auch allen Besuchern zur
Verfügung. Auf die
begrünten Innenhöfe, offiziell nennt sich die Grünfläche ja
Freistundenhof, durften wir ebenfalls einen Blick werfen und ich
muss schon sagen, sehr schön
gemacht. Auch die große Sportaußenanlage lässt keine Wünsche
offen. Ein großes begrüntes Fußballfeld sowie ein künstlich
angelegtes kombiniertes Spielfeld für verschiedene Sportarten.
Jedoch hat man auch ein leicht beklemmendes Gefühl. Rundherum
ist ein großer,
feinmaschiger Stahlzaun an deren Ende auf beiden Seiten endlose
Windungen von
Natodraht gespannt sind. Kurz dahinter steht eine
noch höhere, steil in die Luft ragende Betonmauer.
Die
Außenfenster des Gebäudes sind vergittert und
mit der jeweiligen
Zellennummer versehen. Ja, die
Aussicht ist halt nicht so vom
Besten… aber man
kann ja nicht alles haben. Zumindest können wir als Besucher
diesen Zustand ändern, was wir auch schnellstens getan haben.
Die Besichtigungstour durch die JVA Rosdorf war eine sehr
interessante
Erfahrung und
wenn sich dir auch mal so eine Gelegenheit bieten
sollte nutze sie. |